IHK Sonderheft für Ostthüringen 2013 - page 7

WiYou . Wirtschaft und Du . 2013
Foto: René Weigel
IHK Ostthüringen
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Schon in der Schule interessierte sich Franziska für die Funktionsweise von
Mikroskopen, Ferngläsern und Co.
Mit dem Realschulabschluss in der Tasche
machte sie sich dann auf die Suche nach dem passenden Ausbildungsunter­
nehmen. Bei Docter Optics wurde sie fündig und sorgt heute in der Produktion
dafür, dass Kunden in der ganzen Welt Vorprodukte aus Glas bekommen, die
sie in der eigenen Forschung und Entwicklung oder für die Weiterverarbeitung
einsetzen können. Bis es allerdings soweit war, musste sie erst eine dreijährige
Ausbildung absolvieren.
In den ersten Monaten lernte sie zum Beispiel, wie Glas überhaupt herge­
stellt wird,
wie man die Mengen verschiedener Komponenten für die Glas­
mischungen berechnet und wie Maschinen, Werkzeuge und Geräte zur
Glasbearbeitung eingerichtet und auch gewartet werden. Die Glasherstellung
gehört zwar in der Praxis nicht zu den Aufgaben in ihrem Unternehmen, wich­
tig ist es aber dennoch, um sich mit dem Gesamtprozess auszukennen. „Ich
habe am Anfang eher einfache Arbeiten durchgeführt“, erinnert sie sich.
Meistens waren es Vorbereitungsaufgaben, die in der Produktion anfielen. So
klebte sie, kitten, wie sie es nennt, zum Beispiel Glasplatten an die eigentli­
chen Werkstücke, damit deren Ränder beim späteren Schneiden oder Bohren
nicht ausplatzen. „Erst nach ungefähr einem Jahr durfte ich dann selbst auch
mal an die Maschinen“, sagt sie. Und davon hat sie eine Menge in ihrem
Produktionsbetrieb. Da gibt es große Bandsägen, die Glasblöcke bis zu einer
Stärke von über einem Meter durchsägen können. Daneben stehen Loch­
sägen, mit denen feinste Scheiben aus Glaszylindern oder ­quadern geschnit­
ten werden. An anderer Stelle tragen Schleifmaschinen kleinste Material­
schichten von einem Glasblock ab. Mit all diesen Maschinen musste Franziska
lernen umzugehen. „Noch heute kenne ich mich aber längst nicht mit allen
aus“, sagt sie. „Wir haben zum Beispiel eine große 5­Achs­CNC­Anlage zur
Glasbearbeitung, an der habe ich noch nie gearbeitet.“
Überhaupt sei Geduld eine der wichtigsten Eigenschaften, die man für den
Beruf mitbringen sollte, weiß Franziska,
denn „allein das Einrichten der
Maschinen kann schon mal etwas länger dauern. Gerade am Anfang.“ Aber
um den Umgang mit den Maschinen zu lernen, ist die Ausbildung ja da. Daher
wurde auch in den letzten eineinhalb Jahren das Arbeiten an den Maschinen
vertieft. Franziska lernte, wie sie programmiert, wie Werkzeuge eingerichtet
und gewechselt oder wie Qualitätsmängel erkannt und behoben werden kön­
nen. Vor allem in letzterem war sie besonders gut, weshalb sie heute auch in
der Qualitätssicherung eingesetzt ist. „Hier bin ich dafür zuständig, die fertigen
Produkte zu kontrollieren und falls Fehler auftreten, mit den Verantwortlichen
Lösungen zu finden“, sagt sie. Bei dieser Aufgabe ist es absolut wichtig, jeden
Prozess bei der Herstellung genau zu kennen, um bei Problemen auch gleich
Lösungsvorschläge parat zu haben.
Franziska wird nun in den nächsten Jahren das Gelernte festigen.
Vielleicht,
so sagt sie, werde sie noch den Meister in ihrem Beruf anschließen. „Auf jeden
Fall bin ich froh, den Beruf ergriffen zu haben, denn er macht jeden Tag wieder
Spaß“, sagt sie mit einem Lächeln. (rw)
Glas ist nicht gleich Glas. Da gibt es Quarzglas, Bleiglas, Kronglas und viele Arten mehr. Einsatz finden sie unter anderem als Linsen in Mikroskopen und
Objektiven, als Prismen für die optische Industrie oder als Spiegel in verschiedensten optischen Bauteilen. Aber auch in der Fahrzeug­ und Möbelindustrie ist
Glas unabdingbar. Für die Bearbeitung der verschiedenen Gläser ist der Verfahrensmechaniker für Glastechnik zuständig. Franziska Hartmann ist gerade mit
der Ausbildung in dem Beruf fertig geworden und wurde von ihrem Ausbildungsbetrieb Docter Optics direkt übernommen. Sie beschreibt, was sie bisher alles
gelernt hat und worauf es bei dem Beruf ankommt.
Verfahrens­
mechaniker für
Glastechnik
(m/w)
Dauer: 3 Jahre
Voraussetzung: Mittlere Reife, gute Noten
in Chemie, Physik und Werken/Technik
Chancen: Möglichkeit der Meister­ oder
Technikerweiterbildung. Mit einer Hoch­
schulzugangsberechtigung kann auch ein
Studium angeschlossen werden.
Glasklare Ausbildung
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