IHK Sonderheft für Ostthüringen 2013 - page 11

WiYou . Wirtschaft und Du . 2013
Foto: René Weigel
IHK Ostthüringen
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Dauer: 3 Jahre
Voraussetzung: Mittlere Reife, Interesse an
Chemie und Physik
Chancen: Als Stoffprüfer arbeitest du in
Laboren der Industrie. Vorwiegend in der
keramischen und der Glasindustrie. Willst du
beruflich vorankommen, dann bietet sich eine
Weiterbildung zum Meister oder Techniker an.
Mit Hochschulzugangsberechtigung kannst du
auch ein Studium anschließen.
Stoffprüfer
(m/w)
Zum Ausschneiden und Abheften in deinem Berufswahlpass.
Bei der Piezotechnik, so erklären es die beiden, gehe es um Kristalle, die sich
bei der Zuführung von Strom mechanisch verändern,
sich also zum Beispiel
ausdehnen oder verbiegen, oder die andersherum bei einer mechanischen
Einwirkung einen elektrischen Impuls erzeugen. Die einfachste Anwendung
findet sich in elektrischen Feuerzeugen. Drückt man auf den Knopf, wird ein
kleines Keramikteil gespannt und dann plötzlich losgelassen. Beim Aufprall er­
zeugt es den elektrischen Blitz, der das Gas entzündet. Ziemlich spannend,
finden wir. Genauso spannend ist auch der Beruf, den Doreen und Benjamin
lernen: Stoffprüfer heißt er, und damit sind sie im Labor von PI Ceramic für
die Qualität der Produkte zuständig. Das Labor besteht aus zwei großen, hel­
len, sauberen Räumen ganz in der Nähe der Produktionsanlagen der Firma.
Hier herrscht eine hohe Betriebsamkeit. Ständig laufen Mitarbeiter in weißen
Kitteln und grünen Gummihandschuhen umher und tragen Glasröhren und
Schüsseln mit Flüssigkeiten und Pulvern von einem Gerät zum anderen. An
den Tischen sitzen oder stehen andere Mitarbeiter, die hochkonzentriert pi­
pettieren, aufzeichnen, Daten auf Displays checken und diese mit dem
Computer abgleichen. Das ist das Arbeitsumfeld der beiden Azubis. „Wir ar­
beiten hier fertigungsüberwachend“, erklärt Doreen. „Dazu bekommen wir
die Keramikmischungen aus der laufenden Produktion und müssen diese zum
Beispiel auf die Korngrößenverteilung überprüfen.“ Damit ist gemeint, dass
die Mischungen, aus denen später kleine Keramikzylinder gepresst werden,
eine genaue Korngröße beinhalten müssen. Sind die Körnchen zu klein oder
zu groß, dann stimmen am Ende die Eigenschaften der Keramik nicht. Aber
das ist längst nicht alles, was es im Labor zu tun gibt. Benjamin zum Beispiel
Hast du schon mal was vom piezoelektrischen Effekt gehört? Nein? Dann geht es dir genauso wie der WiYou­Redaktion, als wir uns mit den Azubis Benjamin
Seeliger und Doreen Seifert von der Firma PI Ceramic im ostthüringischen Lederhose trafen. Ihr Ausbildungsunternehmen stellt keramische Bauteile her, die
genau diesen Effekt besitzen, und damit weltweit gefragt sind.
Ausbildung unter Laborbedingungen
hat gerade eine eigene Keramikmischung angesetzt. Daran überprüft er, wie
die Keramik mit anderen Stoffen reagiert. Ziel ist es, die Eigenschaften der
Keramik noch zu verbessern, das heisst, elektrische und mechanische Para­
meter wie Resonanzfrequenz und Dehnung entsprechend der späteren An­
wendung zu optimieren. Benjamin bestimmt dazu im Labor unter anderem
die Dichte der hergestellten Probekörper im ungebrannten und gebrannten
Zustand sowie die Verringerung des Volumens nach dem Brennprozess; die
Schwindung, wie er es nennt. Die Ergebnisse dokumentiert er und spricht sie
mit seinem Ausbilder und den Verantwortlichen der Produktionsabteilung ab.
So ist er bereits in der Ausbildung ein wertvoller Mitarbeiter für sein Unter­
nehmen.
Das klingt natürlich erst einmal alles recht kompliziert, „ist es aber gar nicht“,
weiß auch Doreen.
„Wenn man ein paar gute chemische und physikalische
Kenntnisse mitbringt, dann versteht man die Prozesse sehr schnell.“ Und ge­
rade in der Ausbildung würde sich auch genügend Zeit genommen, alles genau
zu erklären. Außerdem gehen ja beide auch in die Berufsschule. Die ist übri­
gens für alle Stoffprüfer im bayerischen Selb. Hier wird viel Wert auf eine fun­
dierte Ausbildung in Keramikkunde gelegt. Der Stoff, so verraten die beiden,
sei schon lernintensiv, aber ebenso interessant. Sie sind sich jedenfalls sicher,
den richtigen Beruf gewählt zu haben. Denn auch die Zukunftsaussichten sind
gut. „Wer hier richtiges Engagement zeigt und seine Ausbildung gut meistert,
der hat alle Chancen, bei uns einen festen Arbeitsplatz zu bekommen“, versi­
chert ihr Ausbildungsverantwortlicher, Horst Schwotzer. (rw)
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