IHK Sonderheft für Ostthüringen 2013 - page 15

WiYou . Wirtschaft und Du . 2013
Foto: Getzner
Gera/Landkreis Greiz
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Die Weberei ist eines der ältesten Handwerke der Menschheit.
Doch das
Weben in einem hochmodernen Unternehmen, wie Getzner eines ist, unter­
scheidet sich enorm von den damaligen hölzernen Webstühlen mit Schiffchen.
In Gera lernen die Azubis an 72 neuen, computergesteuerten Luftdüsenweb­
maschinen. Die Theorie der modernen Jacquardweberei wird in Gera in die
Praxis umgesetzt. Hochwertige Rohware entsteht dabei und wird, nach dem
Veredeln im Mutterkonzern, nach Westafrika exportiert.
Eileen Riessner
, eine unserer Auszubildenden, Produktionsmechanikerin im
3. Lehrjahr, nimmt uns mit, um an einem ganz normalen Arbeitstag sich mal
kurz über die Schulter schauen zulassen …
Dienstbeginn in der Weberei ist 6:00 Uhr amMorgen.
In Arbeitskleidung wer­
den ihr die heute anstehenden Aufgaben vom verantwortlichen Schichtmeis­
ter erläutert. Heute muss sie das erste Mal selbst eine Luftwebmaschine ein­
stellen. Etwas mulmig wird es Eileen da schon, aber der Schichtmeister
besänftigt: „Lass uns gemeinsam erst deine Arbeit planen und deinen Einsatz
vorbereiten. Hast du alle deine Arbeitsmittel parat?“ Eileen bespricht sich mit
ihrem Vorgesetzten und beginnt dann mit der Arbeit an der ihr zugewiesenen
Webmaschine. „Hier wird keiner allein gelassen!“ sagt der Schichtmeister
freundlich. Eileen Riessner ist nun schon im dritten Lehrjahr und erinnert sich
an ihre Anfänge bei Getzner: „Als ich die technische Fachoberschule besuchte,
brauchte ich einen Praxisbetrieb. Ich bewarb mich bei Getzner und wurde
nach einem Bewerbungsgespräch angenommen. Durch dieses Praktikum
kannte ich das Unternehmen und wusste schon, wo ich meine Ausbildung ab­
solvieren wollte. Die Tätigkeit einer Produktionsmechanikerin reizte mich sehr
und ich bewarb mich schriftlich“. Natürlich ist die Fachhochschulreife kein
Muss, auch Mädchen und Jungen mit Haupt­ oder Realschulabschluss sind
willkommen. Hauptsache, sie haben Interesse an Technik und einer fundierten
Ausbildung. „Nachdem ich meinen Ausbildungsvertrag erhalten hatte, begann
am 01. August 2011 meine Ausbildung. Seitdem habe ich gelernt, wie man die
Qualität der produzierten Ware an der Warenschaumaschine kontrolliert und
bewertet, wie man den Stoff auf Paletten mithilfe der Hochstoßlegemaschine
legt und das Weben mit der Luftdüsenwebmaschine funktioniert.“
Der Schichtmeister erläutert weiter:
„Im ersten Lehrjahr arbeiten die Azubis
auch nur in Tagschicht. Sie durchlaufen die Abteilungen Rohwarenkontrolle
und Logistik nacheinander. Sobald sie dann ihre praktische Ausbildung im
Websaal fortsetzen, werden sie auch zum Spätdienst herangezogen. Alles na­
türlich unter Beachtung des Jugendarbeitsschutzgesetzes. Das langsame
Heranführen an die Schichtarbeit ist wichtig, denn bei Getzner wird an 7 Tagen
die Woche, 24 Stunden täglich produziert. Schichtarbeit ist bei uns Alltag.
Nach sechs Tagen Arbeit hat man dann aber 4 Tage frei. Danach beginnt die
Schicht von vorn.“ Und schon sind beide wieder an der Webmaschine und
konzentrieren sich auf die Arbeit. In zwei Stunden geht Eileen zur Frühstücks­
pause. Bis dahin kontrolliert sie ihre Webmaschinen und repariert gerissene
Fäden. In den nächsten Ausbildungsschritten lernt sie wie man einen Kett­
wechsel ausführt und kleine Reparaturen selbstständig erledigt.
Im April 1997 kam in der Langen Straße 73 in Gera die Hoffnung zurück. Die neue Firma Getzner Textil Weberei GmbH nahm ihre Arbeit auf und seit dieser
Zeit ist die Ausbildung – je nach Eignung zumMaschinen­ und Anlagenführer, oder zum Produktionsmechaniker, in der Fachrichtung Textil, ein entscheidender
Faktor in der täglichen Arbeit. In den fast 16 Jahren wurden bereits über 30 Jungen und Mädchen in ihrem heutigen Beruf erfolgreich ausgebildet – viele von
ihnen sind bis heute mit im Team.
Moderne Ausbildung in altem Handwerk
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